PyrenäenX 2012 Atlantik zum Mittelmeer

Ehrlich gesagt, weiss ich nicht mehr, wer mir den Floh in den Kopf gesetzt hat, möglicherweise war es dieser Forumsbeitrag. Jedenfalls war das Projekt ziemlich schnell, ziemlich weit oben auf meiner todo Liste. Besonders reizvoll war für mich der Gedanke, ein Gebirge von Küste zu Küste queren zu können. Es wurde bald klar, dass die Planung relativ aufwendig werden sollte. Für eine Überquerung der Pyrenäen mit dem MTB, gibt es kaum Literatur, geschweige fixfertige GPS Tracks zu kaufen und so kann man höchstens auf eine Handvoll Reiseberichte im Internet zurückgreifen.

Ziel war es, möglichst viel schöne Landschaft und runter möglichst viele spassige Singletrails zu erleben. Jeden Kilometer aus eigener Kraft erkämpfen ist Ehrensache und das Bike ein paar hundert Höhenmeter tragen zu müssen, ist kein Grund auf die Strasse auszuweichen. Schlussendlich stellte es sich heraus, dass zwei Wochen für eine solche Tour schon etwas gar knapp berechnet ist, zumal wir oftmals nicht wirklich wussten was uns erwarten wird.

Die PyrenäenX Mannschaft:

Von rechts nach links:

  • Das Walliser Urgestein Walschi
  • Der altbekannte Appenzeller Kevin
  • Na der Zürcher Pesche halt

Man kann hier also schon fast von einem Schweizerischen Kulturaustausch sprechen .

Die Tour wurde ausgiebig hier im Forum diskutiert.

Tag 0:  Anreise

Endlich geht es los. Kevin treffe ich bereits in Bern und Walschi stösst im Flughafen Genf zu uns. In Bordeaux gelandet, schaffen wir es knapp unsere grossen Kisten mit den Bikes in den vollgestopften Bus zu verladen, welcher uns zum Bahnhof bringt. Leider verpassen wir den Zug nach Irun um ein paar Minuten und so nutzen wir die Zeit um unsere Bikes schon mal zusammenzubauen.

Auf dem Zug sind wir dann nicht die einzigen, anscheinend will ganz Bordeaux ans Meer. Aber nachdem wir geschätzte 20 Koffern unplatziert haben, finden wir doch noch einen Platz am Boden zum sitzen und für unsere Bikes. In Irun angekommen rollen wir erst mal ans Meer und nehmen das obligate Bad. Es ist bereits am Eindunkeln, als wir Richtung Hotel radeln, welches auf der Spanischen Seite in Hendaye befindet.

Route (5km, 76hm)

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Tag 1: Hendaye / Irun – St Jean Pied de Port
(Col d’Ibardin 317m, Col Zizkauitz (Larrun) 702m, Sare, Col des Trois-Croix 511m, Col de Mehatche 716m, Bidarray)

Das Wetter meint es gut mit uns, wir können unsere Tour bei strahlend blauem Himmel starten. Bis zum Col Zizkauitz geht’s optimal für das Einfahren über Kieswege und kaum befahrene Teerstrassen. Der letzte Anstieg zum Col ist dann aber schon mal richtig steil und zeigt uns was uns die nächsten Tage erwarten wird. Nun geht’s in den ersten Trail runter nach Sare, das ist ein guter Start! Nach ein kurzer Zeit mündet der Trail in den Weitwanderweg GR10, welcher auf der französischen Seite vom Atlantik bis zum Mittelmeer geht.

Von Sare gehts ein paar Kilometer über Teer, anschliessend wieder über Kies hoch zum Col des Trois Croix. Hier treffen wir auf einen Pilgerweg, welcher vermutlich eine Variante vom Jakobsweg ist und sich auch vorzüglich zum Biken eignet. Beim Col de Mehatche reizt uns der GR10, runter nach Bidarray, wir hätten aber besser auf die französischen Kollegen gehört, welche den Trail als nicht fahrbar beschrieben hatten. Nach einem vielversprechenden ersten Teil vom Trail müssen wir die MTBs fast den ganzen Weg heruntertragen.

Der Plan war ursprünglich, zumindest teilweise, weiter dem GR10 bis nach St Jean Pied de Port zu folgen. Der Abstieg nach Bidarray hat uns aber Zuviel Kraft und Zeit gekostet und so nehmen wir halt die Strasse. St Jean Pied de Port ist ein bekannter Pilgerort am Jakobsweg und dementsprechend stellt sich die Suche nach einer Unterkunft, als nicht ganz einfach heraus. Schlussendlich finden wir eine Bleibe bei einer alten Dame welche uns in poppigen Crocks in Empfang nimmt.

Route (78km, 2107hm)

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Tag 2: St Jean Pied de Port – Otsagabia (Col d’Asquéta 986m, Irati, Taplako Pasabidea 1368m)

Um möglichst schnell in die „richtigen“ Berge zu kommen nehmen wir die kaum befahrene Teerstrasse über den Col d’Asquéta nach Irati. Die Landschaft ist Weltklasse, doch meistens wird uns die Aussicht vom Nebel verdeckt.

Um den See gibt es ein kleines aber feines Trail Intermezzo und nachdem wir uns im Restaurant von Irati verpflegt und aufgewärmt haben, fahren wir über die Strasse auf den Taplako Pasabidea Pass. Von dort verlieren wir 150Hm auf Teer, doch nach einer kurzen Kiesweg Verbindung geht es auf einem Trail nach Otsagabia runter, welcher richtig Spass macht. Es handelt sich dabei grösstenteils um den GR11, welcher auf der spanischen Seite vom Atlantik ans Mittelmeer führt.

Das Bier im Pub auf dem Dorfplatz ist so gemütlich, dass wir bereits hier für heute Feierabend machen.

Route (59km, 1930hm)

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Tag 3: Otsagabia – Col du Somport (Lakuga 1375m, Izaba, Zurzia, Collado de Petraficha 1966m, Paso de Escale 1660m)

Der erste Teil der heutigen Strecke ist genau nach unserem Gusto. Hoch zum Lakuga über einen angenehmen Kiesweg und runter nach Izaba auf einem perfekten Trail – So lieben wir den GR11!

Weiter geht es in einem hübschen Tal nach Zurzia. Wir wählen den direkten Weg, welcher eine Schiebepassage von etwa 2 Km beinhaltet. Die Berge um uns sind unterdessen keine grünen Hügel mehr, sondern eindrucksvolle Felszacken.

Nach einer Mittagsrast in Zurzia können noch zwei drei Kilometer fahrend bewältigt werden, danach erwartet uns die erste lange Schiebe/Tragepassage. Doch es lohnt sich, der Trail runter in ein einsames Tal beweist uns definitiv, dass die Pyrenäen für Mountainbiker einiges zu bieten haben.

Hoch zum Achar de Aguas Tuertas geht es wieder über eine komfortable Kiesstrasse. Im Aguas Tuertas Tal ist der Trail grösstenteils fahrbar. Nach dem Paso de Escale geht der Trail dann etwas steiler herunter, bis wir einen Kiesweg erreichen. Weil wir dem HRP nicht so ganz trauen und heute keine Lust auf Experimente mehr haben, folgen wir dem Strässchen runter bis zur Col du Somport Passstrasse. Bei den letzen 600 Hm zum Pass hoch, merken wir wie müde unsere Beine von den angesammelten Höhenmeter unterdessen sind.

Auf dem Pass treffen wir ein letztes Mal auf den Jakobsweg und übernachten in der Pilgerherberge.

Route (69km, 3044hm)

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Tag 4: Col du Somport – Panticosa (Canal Roya, Ibones de Anayet 2230m)

Bei allen MTB Reiseberichten, welche ich für die Vorbereitung gelesen haben, ausser demjenigen der französischen Kollegen, wurde für diese Strecke ein „Strassenumweg“ über Jaca gewählt. Wir möchten natürlich den direkten, Landschaftlich schöneren, aber viel anstrengenderen Weg ausprobieren.

Vom Col du Somport geht es zum Einfahren 250Hm über einen Trail runter, der unseren vom Morgenessen gefüllten Magen schon mal richtig durchschüttelt. Der Trail ist spassig aber für so früh am Morgen doch ein bisschen gar ruppig.

Dafür ist der anschliessende Aufstieg im Canal Roya umso gemächlicher und es kann weiter als erwartet auf dem Sattel zurückgelegt werden, erst ab dem Refugio muss grösstenteils geschoben werden. Dieses ist, so wie die allermeisten, welche wir angetroffen haben unbewartet und sehr spartanisch eingerichtet.

Die letzten paar hundert Höhenmeter zum Ibones de Anayet sind dann sehr steil, aber schnell überwunden. Die Landschaft und das Panorama um den See ist Weltklasse und auch dem anschliessenden Trail runter kann das Prädikat sehr empfehlenswert vergeben werden. Einziger Wehrmutstropfen ist die hässliche Skistation, welche wir am Ende des Trails erreichen. Die restliche Strecke runter nach Panticosa verläuft abgesehen von ein paar Trailabkürzungen über Strassen und Kieswege, vorbei an hässlichen, im Sommer kaum bewohnten Skiorten. Davon gibt es zum Glück nicht so viele, wie in den Alpen, aber es gibt sie leider auch.

Route (31km, 1021hm)

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Tag 5: Panticosa – Nerin (Collado de Tendenera 2327m, Sierra de las Cutas 2150m “Kammstrasse”)

Nach wenigen Kilometern auf Teer schraubt sich eine Kiesstrasse ins einsame Tal la Lipera. Demnächst müsste der Wanderweg zum Col de Tendenera abzweigen, wir können uns aber nicht vorstellen, wie dieser Weg das Felsband östlich von uns überwinden soll. Nach und nach löst sich das Rätsel auf und wir können die Bikes komfortabel über den von unten nicht sichtbaren Weg, welcher durch das Felsband führt, in das noch einsamere Seitental tragen.

Der Downhill beginnt vielversprechend, doch vermutlich, abgelenkt von einem Stier, welcher sich uns in den Weg stellt, verpassen wir den Abzweig runter ins Valle de Otal. Umzukehren macht keinen Sinn und so schieben wir die Bikes halt die Kuhweide herunter. Die Landschaft um Bujaruelo ist wunderschön, aber bei weitem nicht mehr so einsam wie unsere letzen Kilometer.

Von der Kammstrasse, welche uns nach Nerin bringt, haben wir viel Gutes gehört und wir werden nicht enttäuscht. Der Aufstieg ist zwischendurch schon sehr knackig, aber es lohnt sich. Die Aussicht ist einfach phantastisch! Man kann diese Strecke wohl bereits als PyrenäenX Klassiker bezeichnen.

Den (fast) perfekten Tag lassen wir bei Bier und „Plättli“ auf der Terrasse des gemütlichen Hotels ausklingen.

Route (61km, 2460hm)

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Tag 6: Nerin – Plan (Collado de San Miguel 1300m)

Ausgeruht durch die Übernachtung im empfehlenswerten Hotel in Nerin geht es nach wenigen Teer Metern auf dem GR15 trailig weiter. Nach Sercué passieren wir ohne es wirklich zu realisieren, die Grenze Parque Nacional de Ordesa. Die Abfahrt in den Cañon de Añisclo ist sehr anspruchsvoll und was wir erst später realisieren, verboten. Als der Trail wieder einfach zu befahren ist, kreuzt ein Rancher unsern Weg und hat natürlich gar keine Freude. Wir entschuldigen uns und stossen die Fahrräder auf dem unterdessen wieder breiter gewordenen Weg Richtung Ausgang Schlucht. Glücklicherweise sehen die Rancher von einer Busse ab, als wir den Checkpoint ausgangs Schlucht erreichen. Wir dürfen aber nicht durch die Schlucht nach Puyarruego fahren, wie die meisten vor uns, sondern müssen oben herum weil diese Strasse anscheinend Einbahn ist. Trotz allem beeindruckt uns diese Schluchtenlandschaft sehr.

Bis Lafortunada nehmen wir die Strasse und zweigen dort auf den Wanderweg Richtung Collado de San Miguel ab. Es ist heute sehr heiss und so genehmigen wir uns eine Tenüerleichterung, auch wenn die Gefahr gross ist, dass die Einheimischen bei unserem Anblick einen Schock kriegen könnten . Der Aufstieg ist auf dem Trail leider grösstenteils nicht fahrbar, zudem läuft uns der Schweiss nur so herunter bei dieser Schweins Hitze. Auch beim Trail runter nach Saravillo kommt nicht wirklich Freude auf. Die grossen Steine, welche lose auf dem Weg herumliegen sind eine gute Gleichgewichtsübung, mehr aber nicht. In der Umgekehrten Richtung wäre dieser Pass sicher spassig zu fahren, hoch hat’s eine komfortable Kiesstrasse und runter sieht der Trail sehr flowig aus!

Von hier nehmen wir Strasse und Kieswege um unser heutiges Etappenziel Plan zu erreichen. Landschaftsmässig hatte diese Etappe einiges zu bieten, trailmässig leider nicht wirklich, aber was soll’s morgen wird es sicher wieder besser. Stunzi jedenfalls war bei seiner Snaketour auch auf unserer morgigen Strecke unterwegs und war begeistert.

Route (56km,1461 hm)

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Tag 7: Plan – Benasque (Refugio de Marradetas 2018m)

Schon nach wenigen Kilometern wird klar, heute wird ein guter Tag! Die Landschaft ist wunderschön und die Kiesstrasse schlängelt sich gemächlich zum Refugio hoch. Im bewarteten Refugio, welches einfach, aber gemütlich eingerichtet ist, gibt es erst mal einen Kaffee, bevor wir ein wenig später auf einem spassigen Trail runter nach Sahun gondeln.

Für die restliche Strecke nach Benasque nehmen wir die Strasse. Für heute machen wir bereits um Mittag Schluss und gönnen uns einen Bummel im herausgeputzten Dorf.

Bereits seit ein paar Tagen fällt uns auf, dass die Dörfer in den Pyrenäen sehr sauber sind. Zudem sieht es so aus, als ob die Häuser und Plätze vor nicht allzu langer Zeit renoviert wurden. Wenn dies 3 Schweizern auffällt, muss wohl was daranlegen. Von Wirtschaftskrise ist hier für uns auf den ersten Blick nichts erkennbar

Route (30km, 1029hm)

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Tag 8: Benasque – Hospital de Benasque (Ruhetag)

Trotz Ruhetag setzten wir uns heute auf den Sattel, denn wir wollen heute unsere langsam müden Beine in einem Whirlpool entspannen. Die antiken Baños de Benasque sind zwar sehr interessant anzuschauen, aber nicht wirklich das was wir heute brauchen. Deshalb fahren wir noch ein paar Kilometer weiter zum Hospital de Benasque, welches mit einem Wellnessbereich ausgestattet ist. Die luxuriösen Zimmer lassen uns erst einmal die Mäuler offen stehen.

Der Appenzeller, welcher unser Appenzeller Mitfahrer Kevin bis hierhin in seinem Transalp Rucksack mitgeschleppt hat, kann hier im Jacouzzi endlich in einem würdigen Rahmen genossen werden. Die restliche Zeit des Tages verbringen wir mit Essen, weitere Route planen und faulenzen.

Route (15km, 740hm)

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Tag 9: Hospital de Benasque – Esterri d’Aneu (Port dera Picada 2477m, Montgarri 1670m)

Nach dem gemütlichen Tag, starten wir heute die ersten Kilometer lockerflockig auf Teer. Doch schon bald zweigt unser Wanderweg Richtung Port de la Picada ab und die Bikes müssen geschultert werden. Von dort gehts auf einem Trail kurz runter zum Pas de l’Escalette. Statt den direkten Weg von hier ins Tal zu nehmen, tragen wir unsere Bikes nochmals 50Hm hoch Richtung Norden, um auf einem Spassigen Trail runter zum Pas de la Mounjoye zu queren. Von hier aus ist der Trail zwar ultrasteil, aber nicht weniger witzig.

Im Val dera Artiga de Lin angekommen spulen wir wieder einmal einige Kilometer bis Salardu auf Teer ab, um als nächstes im Montgarri Tal den Pico de Moredo zu umrunden. Bis zum Plan de Beret gibt es einen kurzen Aufstieg und danach geht es auf über 20Km immer leicht abwärts bis Esterri d’Aneu. Fast alles auf Kieswegen, dafür können wir zur Abwechslung auch während der Fahrt die Landschaft geniessen.

Route (82km, 3028hm)

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Tag 10: Esterri d’Aneu – Andorra la Vella (el Caubo 2281m, Port de Cabus 2298m)

Heute kurbeln wir uns zuerst auf Teer und anschliessend auf Kies zum el Caubo hoch. Dieser hat zwar einen hässlichen Sendeturm auf der Spitze, aber ohne diesen wäre der Weg wohl nicht so gut ausgebaut und komfortabel für den Aufstieg. Die Aussicht ist trotzdem hübsch und der anschliessende Trail Weltklasse. Am Anfang sind wir zwar noch etwas kritisch, aber mit jedem vernichteten Höhenmeter wird der Trail spassiger, bis er uns in Estaon ausspuckt.

Von da geht es eine Weile auf Teer, wir wollen heute noch in Andorra ankommen. In Ribera de Cardos gibts im Stunzihotel einen Kaffee bevor wir bei Alins auf die Passstrasse nach Andorra abzweigen. Bis hierher hält sich der Verkehr in Grenzen und ab hier überholen uns kaum noch Autos. Die Strasse schlängelt sich in einer eindrücklichen Schlucht, langsam hoch Richtung Port de Cabus. Obwohl das Ganze nicht allzu steil ist, machen sich die angesammelten Höhenmeter doch langsam bemerkbar.

Während die spanische Seite sehr hübsch und naturbelassen ist, erwartet uns Andorra mit den Liftmasten eines Skigebietes. Wir queren rüber zum Coll de la Botella und fahren ein bisschen runter auf der Teerstrasse, bis wir ein Schild entdecken, welches darauf hinweist, dass es hier Downhill Strecken gibt. Um nicht sinnlos Höhenmeter auf Teer zu vernichten, beschliessen wir die Maxi Avalanche Strecke auszuprobieren. Nach den ersten 200Hm runter stellen wir fest, dass dies keine gute Idee war. Hier muss vor einer Weile ein übler Sturm getobt haben, die Bäume liegen kreuz und Quer und ein Durchkommen ist fast unmöglich. Mit letzter Kraft, wir haben ja bereits über 3000Hm in den Beinen, können wir uns aus diesem Bereich befreien und erreichen ziemlich erschöpft die Strasse Richtung Andorra la Vella.

Die Stadt ist etwas vom hässlichsten, was wir bis jetzt auf unserer Tour gesehen haben und das Essen im Restaurant welches bei TripAdvisor hoch gelobt wird, trägt auch nicht unbedingt dazu bei, dass uns diese Stadt in guter Erinnerung bleibt. Wir sind aber trotzdem froh und zufrieden dass wir es bis hierhin geschafft haben.

Route (83km, 3031hm)

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Tag 11: Andorra la Vella – Oceja (Refugi de l’Illa 2480m, Portella d’Engorgs 2691m)

Vom Hotel geht‘s zuerst quer durch die Stadt und danach auf einer Strasse weiter, welche uns zurück in die Berge bringt. Nach 600Hm sind erreichen wir den Trail, dieser steigt bis zum Coll Jovell noch ein bisschen an, ist aber grösstenteils fahrbar. Eine kurze spassige Abfahrt bringt uns ins Vall de Madriu-Perafita-Plaror. So romantisch dieser auch Name tönt, für die nächsten 10Km ist Fahrrad stossen angesagt. Beim Refugi de I’lla, treffen wir, was hier so selten vorkommt, dass es erwähnenswert ist, wieder einmal einen anderen Mountainbiker. Von hier heisst es nochmals 100Hm Fahrrad tragen, bis der Pass erreicht ist. Der anschliessende Downhill runter zum Val de la Llossa ist nicht von schlechten Eltern. Schnell ist der tiefste Punkt erreicht und schon heisst es wieder Fahrrad buckeln bis zum Portella d‘Engorgs.

Nach 700Hm hochwandern, erreichen wir den Pass, welcher mit seinen Gebetsfahnen ein bisschen an einen Himalaya-Pass erinnert. Gemäss dem Höhenprofil sollte es von hier bis zum Etappenziel praktisch nur noch abwärts, oder gerade aus gehen. Nach ein paar Hm herunterstossen Anfangs, wird der Trail immer flüssiger und spassiger.

In der Annahme, dass wir von hier bis zum Refugi de Malinu durchrollen können fahren wir weiter, doch schon bald müssen wir feststellen, dass wir uns getäuscht haben. Die letzten 2-3Km vom Weg sind grösstenteils so schlecht in Schuss, dass an Fahren nicht zu denken ist. Beim bewarteten Refugio gibt’s nochmals Kaffee und ein paar Tipps für die Weiterfahrt. Da es unterdessen schon recht spät ist und so ausschaut, wie wenn demnächst Regen aufkommen würde, nehmen wir die Strasse runter, anstelle dem GR11. In Puigcerda, decken wir uns im Bikeshop mit neuen Fahrradschläuchen und Kettenöl ein und fahren weiter nach Oceja, wo wir übernachten wollen. Die Suche nach einer Unterkunft stellt sich als nicht ganz einfach heraus. Kurz vor dem Eindunkeln werden wir doch noch beim Hotel Restaurant du Lac fündig. Die schwarzen Wolken verschonen uns auch dieses Mal vom Regen.

Route (61km, 2649hm)

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Tag 12: Oceja – Nuria (Puigmal 2911m)

Heute werden wir den höchsten Punkt unserer Reise erreichen, den Puigmal. Wir haben für heute eine weitere Monsteretappe geplant und fahren dementsprechend früh los. Das Strässchen, bringt uns schonmal komfortabel auf eine beträchtliche Höhe.

Die anschliessende Piste ist auch noch fahrbar, jedoch macht uns je länger je mehr der immer stärker werdende Wind zu schaffen. Es ist nicht ganz einfach das Gleichgewicht zu halten und gegen den Wind anzukämpfen. Die Temperatur ist trotz strahlend blauem Sonnenschein so frisch, dass wir uns dick einpacken müssen, bevor die Piste in den Trail mündet. Von hier sind noch 200Hm Bike buckeln angesagt, bis wir den Gipfel erreichen. Dies stellt sich bei diesem Wind als nicht ganz einfach heraus. Irgendwie ist es noch witzig gegen diesen starken Wind zu kämpfen. Das Gipfelkreuz sieht aus wie ein Eisschrank, welcher schon lange nicht mehr abgetaut wurde.

Wir geniessen kurz die Aussicht und gehen weiter Richtung Nuria. Der erste Teil des Trails wäre gut fahrbar, aber bei diesem Wind ist uns das zu gefährlich, etwas weiter unten stürmt es weniger stark und wir können uns auf den Sattel schwingen. Man könnte hier schon fast von einem Holytrail sprechen, nicht nur weil der Berg das Heiligtum von Nuria beherbergt. Schnelle flowige Passagen wechseln sich mit kniffligen Technischen ab. So gefällt‘s uns. Nachdem beinahe 1000Hm auf spassige Weise vernichtet sind erreichen wir Nuria, ein Touristischer Wallfahrts Ort, welcher mit einer Bergbahn erreichbar ist. Dieser besteht hauptsächlich aus einem grossen skurrilen Komplex, welcher Fastfood Restaurant, Museum, Nobelhotel, Tourishop, Exklusives Restaurant und Wallfahrtskirche zugleich ist.

Der Plan wäre gewesen, heute noch bis zum Refugi d’Ulldeter, welches sich in der Nähe der Skistation Valter 2000 befindet, weiterzufahren. Als wir telefonisch reservieren wollen, wird uns gesagt, das Refugi sei heute geschlossen. Da wir davon ausgehen, dass es in der Gegend dieser Skistation während dem Sommer keine andere Unterkunft gibt, müssen wir wohl, oder übel hier bleiben, obwohl es noch früher Nachmittag ist.

Route (33km, 1862hm)

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Tag 13: Nuria – Thuir (Coll de Noucreus 2795m, Coll Mitja ou la Collada 2367m)

Da wir gestern nicht so weit fahren konnten wie geplant, brechen wir bereits kurz vor der Morgendämmerung auf. Wenn wir morgen über die geplante Strecke am Meer ankommen wollen, gibt es noch einiges zu tun. Die Schiebepassage zum Coll de Noucreus bringen wir schnell hinter uns.

Oben auf dem Pass erwartet uns ein Wind, welcher nochmals massiv stärker ist, als gestern auf dem Puigmal. Die unterschiedlich starken Böen werfen uns mehrmals zu Boden und wenn wir die Bikes nicht festhalten würden, würden sie vermutlich fortgeweht. Das ganze wird langsam bedrohlich, wir müssen aufpassen, dass wir keine Panik kriegen und einen klaren Kopf behalten. Der geplante Streckenverlauf ist alles andere, als Optimal bei diesem Umständen. Der Weg würde für etwas mehr als einen Kilometer, sehr ausgesetzt über eine Krete gehen. Das ist uns zu riskant, wir können uns schon hier nur mit grosser Kraft aufrecht halten. Es gibt nur eines, so schnell wie möglich in ein Tal runter. So steigen wir ab, Richtung Frankreich in Richtung eines Sees, zu welchem ein Weg hinunterführt. Beim See angekommen, ist der Wind etwas erträglicher und wir überprüfen auf den Karten, wohin dieser Weg führt. Es sind etwa 8 Km bis zu einem bewarteten Refugio und der Weg sieht, jedenfalls auf der Karte nicht schlecht aus. Doch je weiter wir kommen, desto mehr stellt sich das Gegenteil heraus. Ein Grossteil des Weges müssen wir die Fahrräder herunter schieben, oder sogar tragen. Immerhin spürt man hier vom Sturm oben nicht mehr allzuviel. Das Tal ist zwar wunderschön, aber zum Wandern definitiv besser geeignet, als zum Biken! Ziemlich erschöpft erreichen wir nach fast 3 Stunden Schinderei und 1000Hm tiefer das Refuge du Ras de la Caranca. Hier verpflegen wir uns ausgiebig.

Wir sind froh hier zu sein und die Entscheidung war sicher richtig, kein unnötiges Risiko einzugehen. Andererseits sind wir schon enttäuscht, dass wir unsere Tour nicht auf der geplanten Route beenden können. Gemäss den Berichten, welche ich gelesen habe, hätte es der Höhepunkt unserer Tour werden sollen.

Nach dem Essen kommt der nächste Dämpfer, als uns der Hüttenwart erklärt, dass der Weg welcher direkt aus dem Tal führt, noch weniger zum Biken geeignet sei, als der Weg über welchen wir gekommen sind. Die Strecke durch den Gorges de Caranca sei mit diversen Leitern durchsetzt. Die einfachste Option sei, wenn wir über den Coll Mitja ou la Collada – 500Hm über uns – zur Hauptstrasse fahren. So beissen wir halt in den Sauren Apfel und quälen uns auch noch auf diesen Pass, welcher wenigstens grösstenteils fahrbar ist. Von hier ist über einen Kiesweg, die Hauptstrasse bei Fontpédrouse schnell erreicht.

Die 60Km von hier nach Thuir über die Hauptstrasse sind innert kürzester Zeit vernichtet. Wir haben richtig krassen Rückenwind uns sind dadurch trotz übermüdeten Beinen mit 30-50 Km/h unterwegs! Naja dafür bräuchten wir definitiv nicht 160mm Federweg .

Route (92km, 1632hm)

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Tag 14: Thuir – Perpignan (St. Cyprien Plage 0m)

Von hier bis ans Meer ist es nicht mehr weit und zudem topfeben. Unspektakulär erreichen wir das Mittelmeer bei St Cyprien Plage, einem typischen Touristenort. Wir haben es geschafft! So ein richtig euphorisches Gefühl will allerdings nicht aufkommen. Wer es schon einmal erlebt hat, am Ende eines Crosses von oben auf den Bergen das Meer zu erblicken und dann die letzten Singletrails unter die Räder zu nehmen, weiss vermutlich von was ich spreche. Wir haben stattdessen 1000Hm das Bike herunter getragen und weitere 2000Hm auf Teer vernichtet…

Trotz allem, der Entscheid war sicher richtig und vermutlich macht genau dieses unberechenbare an der Natur, zu einem Teil, den Reiz an einer solchen Unternehmung aus. Eines ist sicher, das letzte Mal war ich nicht in den Pyrenäen, ich wüsste da noch einen Hammertrail von Nuria nach Banyuls sur Mer. Walschi und Kevin, seid Ihr wieder dabei ?

Route (45km, 117hm)

[mygal=2012pyrx14]

Hier noch ein paar Infos zur Tour.

Zusammenfassung der Tracks:

Alle auf gpsies veröffentlichten Tracks, welche jeweils unten am Tag verlinkt sind. Diese sind bereits optimiert. Zum Beispiel die sinnlose Tragepassage auf dem GR10 runter nach Bidarray von Tag 1 habe ich ausgelassen, wie auch der Teil mit Bikeverbot von Tag 6.

Hier ist der unbearbeitete Track unserer Tour.

Hier folgen (meistens Trail-)Varianten unserer Tour, welche wir aus Zeitgründen etc. ausgelassen hatten:

Tag 1: Hendaye / Irun – St Jean Pied de Port

(Col d’Ibardin 317m, Col Zizkauitz (Larrun) 702m, Sare, Col des Trois-Croix 511m, Col de Mehatche 716m, Bidarray)
Route (78km, 2107hm)

>> Ab Bidarray, hatten wir ja aus Zeitgründen die Strasse nehmen müssen. Geplant wäre diese Strecke bis St Jean Pied de Port gewesen, teilweise über den GR10 mit eigenen Varianten.
Track Variante

Tag 2: St Jean Pied de Port – Otsagabia

(Col d’Asquéta 986m, Irati, Taplako Pasabidea 1368m)
Route (59km, 1930hm)

>> Aus Zeitgründen hatten wir die Strasse anstelle des GR10 genommen, welcher über ein paar Hügel geht. Hier die geplante Strecke.
Track Variante

Tag 3: Otsagabia – Col du Somport

(Lakuga 1375m, Izaba, Zurzia, Collado de Petraficha 1966m, Paso de Escale 1660m)
Route (69km, 3044hm)

>> Mit bald 3000Hm in den Beinen wollten wir keine Experiemente über den HRP mehr wagen. Die geplante Route so gewesen, mutmasslich weniger Höhenmeter und mehr Trailanteil. Aber eben nur mutmasslich .
Track Variante

Tag 11: Andorra la Vella – Oceja

(Refugi de l’Illa 2480m, Portella d’Engorgs 2691m)
Route (61km, 2649hm)

>> Die letzten 2-3Km zum Refugi de Malinu über den GR 11 sind eine obermühsame Tragepassage. Dieser Trail runter hat soweit wir dies von der anderen Talseite beurteilen konnten, gut ausgesehen. Es müssen dann nochmals 500Hm Kiesweg hoch bewältigt werden, um wieder auf den GR11 nach Puigcerda zu gelangen. Ist aber vermutlich spassiger als der mühsame GR11.
Track Variante

Tag 13: Nuria – Thuir

(Coll de Noucreus 2795m, Coll Mitja ou la Collada 2367m)
Route (92km, 1632hm)

>> Der windige Tag wäre so weiter gegangen.
Track Variante

Tag 14: Thuir – Perpignan

(St. Cyprien Plage 0m)
Route (45km, 117hm)

>> Und hier noch der krönende Abschluss der Tour, welcher uns der Wind nicht gönnen wollte .
Track Variante

Von der Schwierigkeit her wäre diese Tour vermutlich in einem Achim Zahn Buch im Bereich von Schwierig bis Extrem taxiert. Die Tragepassagen und Höhenmeter pro Tag sagen ja bereits einiges aus. Ich will eifach nicht, dass sich jemand im Nachhinein beklagt, er sei nicht gewarnt worden .

Falls jemand plant Teile der Route, oder sogar die ganze, nachzufahren, würde es mich natürlich sehr interessieren wie ihr es empfunden habt.

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7 Kommentare zu „PyrenäenX 2012 Atlantik zum Mittelmeer“

  1. Justus Thoma sagt:

    Wow, was ein Bericht ! das klingt sowas von genial !!!
    … aber ich fürchte, mir wäre das dann doch etwas zu heftig!
    yep, ich nehme Eure Warnung ernst, ich kenne Achim Zahn und habe schon genug bei einer seiner Touren geflucht 😉
    habe mir gerade das Buch hier bestellt:
    http://www.editorial-montana.de
    in der Hoffnung, dass deren Tour nicht ganz so extrem ist… kennt ihr die beiden?

  2. 2-radler sagt:

    Hallo Justus

    Sorry für die späte Antwort. Habe mir das Buch auch bestellt. Konnte es bis jetzt nur grob durchschauen. Die dort beschriebene Tour ist definitiv weniger anstrengend und anspruchsvoll, als unsere. Denke, dass dafür der Singletrailanteil auch um einiges kleiner ist.

    Ich fand die Beschreibungen von Achim Zahn, bei den Alpentouren die ich bis jetzt gefahren bin, eigentlich immer passend, aber geflucht habe ich auch schon… 🙂

  3. Andrea sagt:

    super Bericht und viel Information – danke dafür :-). werde mir eure GPS-Daten downloaden und wahrscheinlich heuer fahren … allerdings muss ich da noch ein wenig anpassen ….

    ich „liebe“ Achim Zahn, ich fluche jedesmal wenn ich eine seiner Touren nachfahre – das letzte Mal von Courmayeur nach Ventimiglia 🙂 und daher glaub ich dass die Tour in Summe zu extrem ist bzw. tlw. gekürzt werden muss.
    daher meine Frage an dich: gibt es an den langen Tourtagen zwischendurch auch Quartiere?? danke für deine Antwort

  4. Martin sagt:

    planen nächstes Jahr ähnliche Tour (allerdings nur bis Tarascon 🙁 )
    Wieviel am Tag 5 (Pantacosa – Nerin) ist fahrbar? Würdest Du das wieder machen oder die Strasse via Biescas vorziehen?

  5. Martin sagt:

    Wieviel der Strecke 5 ist fahrbar – wenn man die richtige Strecke wählt?

  6. 2-radler sagt:

    Hallo Martin. Sind gerade wieder in den Pyrenäen unterwegs, dieses mal aber auf einer anderen Route. Trailmässig würde ich sagen lohnt sich der Übergang nicht unbedingt, landschaftlich aber auf jeden Fall. Wegen den Tragepassagen muss ich dann zu Hause noch in die Karten schauen.

  7. Jürgen sagt:

    Hallo zusammen,
    da ich beabsichtige, im Sommer die Tour zu fahren, wie auch Justus nach dem og. Buch, würde mich auf diesem Wege interessieren, ob Justus tatsächlich gefahren ist und welche Erfahrungen er hinsichtlich der Strecke gemacht hat.

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